Am 13.10.2020 bot das Projekt „Obstnetz Prignitz“ die Möglichkeit an, bei einer fachkundig geführten Wanderung mit der Pomologin Urte Delft und der Streuobstpädagogin Anja Hübner viel Wissenswertes über alte Birnensorten zu erfahren.
Obwohl sehr kurzfristig anberaumt – aufgrund der sich ständig ändernden Vorschriften durch die Corona-Krise – machte sich eine Gruppe Interessierter bei strahlend schönem Spätsommerwetter auf den etwa 2 km langen Weg, um die über 100 uralten, hochgewachsenen Birnenbäume in und um Schrepkow zu erkunden.
Gleich zu Beginn der Wanderung gab Anja Hübner mit Hilfe von Auszügen aus alten und neuen Karten eine Einführung zum Thema Obstbestände rund um die Dörfer damals und heute. Schrepkow ist eines der wenigen Dörfer der Prignitz, an dem sich noch heute ablesen lässt, wie unsere Vorfahren über viele Jahrhunderte ihre Versorgung mit Obst sicherstellten und zudem durch den Verkauf des Obstes eine zusätzliche Einnahmequelle hatten. In früherer Zeit hab es in nahezu jedem Dorf solch einen sogenannten Obstgürtel, der sich – am Ende eines jeden Gartens befindend – rund um das Dorf zog. Auch Wege wurden oft mit Obstbäumen bepflanzt. Der Obstgürtel ist im Westen von Schrepkow noch deutlich zu erkennen. Viele alte Apfel- und Birnenbäume stehen hier in den Gärten. Die Wege in und rund um Schrepkow wurden dagegen nahezu ausnahmslos nur mit Birnenbäumen bepflanzt.
Während der Wanderung gab die Pomologin Urte Delft einen Einblick in die Vielfalt der Birnensorten, die in Schrepkow gepflanzt wurden. Über zehn Sorten konnten bisher bestimmt werden und wurden von den Mitgliedern der Birnenwanderung eifrig probiert. Da gab es unter anderem die ganz kleinen Früchte der Sorte „Gute Graue“ aber auch die großen Birnen der „Andenken an den Kongress“ zu kosten. Munter wurde sich über die verschiedenen Eigenschaften der Sorten und die persönlichen Favoriten unter den probierten Früchten ausgetauscht.
Anhand eines vor wenigen Jahren gepflanzten Birnenbaumes am Wegesrand erklärte Frau Urte Delft den fachgerechten Erziehungsschnitt bei jungen Obstbäumen. Während der ersten Standjahre ist der jährliche Schnitt der Bäume unerlässlich. Wie das in der Praxis auszuschauen hat, zeigte Frau Delft mit geübten Handgriffen. Nebenbei wurden auch die zahlreichen Fragen zum Obstbaumschnitt allgemein von Urte Delft und Anja Hübner beantwortet.
RESÜMEE
Die Teilnehmer der Wanderung zeigten ein ausgesprochenes Interesse an den alten Obstsorten und erkundigten sich einstimmig, ob der Rundgang durch die Schrepkower Birnenvielfalt im nächten Jahr nochmal angeboten wird. Die zahlreichen und mit wachsender Begeisterung gestellten Fragen konnten nahezu alle beantwortet werden. Lediglich die Frage, weshalb ausgerechnet in Schrepkow so viele Birnen gepflanzt wurden und die Anzahl der Apfelbäume im Verhältnis dazu so gering ist, wird wohl als Rätsel bestehen bleiben.